Anders als letztes Jahr.

Das Wetter ist.

Es ist Sommer. Seit ein paar Tagen. Meteorologisch gesehen. Hier in Italien und im Besonderen im Piemont an der Alpenkurve, kurz vor Frankreich und kurz nach der Po-Ebene findet eine Wetter-Besonderheit statt: jeder Tag ist gleich. Morgens eine Stunde Sonne, dann Bewölkung und Regen mit Gewitter. Oft gibt es, entgegen der wetterwissenschaftlichen Erklärung, dass Gewitter nachts in sich zusammenfallen, auch nachts heftige Gewitterregenfälle und morgens, bevor es eine Stunde sonnig wird, auch. Bevor es diese Wetterklemmlage gab, hatten wir ein ausgesprochenes Tief, das uns über Tage Dauerregen brachte. Überschwemmungen gibt es in den Bergen glücklicherweise nicht, dafür aber Felsstürze und Erdrutsche. Aber auch davon sind wir hier weitestgehend verschont geblieben.

Letztes Jahr und auch im vergangenen Winter war es hier viel zu trocken und viel zu schneearm. Deswegen ist viel Regen erstmal gut. Viel Regen ist gut. Unendlicher Regen wird irgendwann gefährlich. Für die Psyche. Regen, Regen, Regen. „Piove sempre!“ brüllt mich Ernesto täglich an. So, als ob ich es ändern könnte. Ich brülle zurück: „Si, piove sempre!“, so als ob er es ändern könnte. Es regnet immer. Und wenn man die pessimistischste Wettervorschau betrachtet, soll das ziemlich genau mindestens zwei Wochen noch unverändert weitergehen.

Soll man über das Wetter überhaupt nachdenken oder gar schreiben? Ist das wichtig? Hat das eine Bedeutung? Für uns hat es eine Bedeutung. Es geht auch um die Pflanzen, die wir ausbringen, damit wir sie irgendwann in unseren Magen einbringen können. Ständiger Regen und fehlende Sonne erspart uns zwar das Gießen (vom Einschwämmen abgesehen), aber das Wachstum geschieht schon auch durch Sonne und Wärme, nicht nur durch Wasser. Wir können so also ganz gut in die Bedeutung des Wetters in der Vergangenheit eintauchen. Ernte war lebenswichtig und nicht nur nice to have, wie heute. Weggeregnete Apfel- und Kirschblüten bedeuteten eben keine Apfel- und Kirschernte und damit kein Obst. Nicht weggeregnete Blüten werden aber trotzdem nicht bestäubt, denn für Bienen ist Regen nämlich lebensgefährlich.

Wetter kann man nicht ändern, aber es hat eine erhebliche Bedeutung. Deswegen schreiben wir mal drüber. Aber nur einmal. Es sei denn, es ändert sich nicht.