Wieder da.

Das erste Wiederkommen nach dem halben Jahr.

Es ist Winter. Zumindest auf dem Kalender. Als wir am 27.12. in den Bergen ankommen, müssen wir auf der Zufahrtsstraße zwar Schneeketten anlegen, doch am 28.12. im Tageslicht wird klar, dass der einzige Ort, an dem ernstzunehmender Schnee liegt, die Straße ist. Auf einem Tablett serviert sie uns den Schnee, um uns Winter vorzuspielen. Die Straße ist gesperrt, doch das sehen wir erst, als die Stadtverwaltung das von vielleicht Jägern weggeworfene Gitter wieder errichtet. Man kann aber gut dran vorbeifahren. So ist es auch gedacht. Es ist einfach nur ein zum Metallgitter gewordener Haftungsausschluss.

Wir hatten fast vergessen, wie ruhig es hier ist. Wir müssen erstmal ein paar Tage ankommen, um das zu begreifen. Um die Stille wirklich genießen zu können, muss erst der mitgebrachte Aktionismus abfallen. Wir brauchen ein paar Tage, um den Ballast der Zivilisation abwerfen zu können, die Langsamkeit wieder leben zu können und keinen Erledigungsdruck mehr zu haben.

Der Ort ist leer, niemand ist da. Niemand. Unser Gartenzaun wurde eingerissen und unser gesamter Rosenkohl wurde abgefressen. Unverschämtheit. Ist der Hund aus dem Haus, tanzen die Gämsen im Garten. Oder vielleicht auch die Wildschweine. So ist das eben in der Wildnis. Wir gönnen dem Wild ein paar Vitamine, Eiweiße und Kohlenhydrate von Herzen.

Unser Ofen ist leistungsstark, leistungsstark ist aber auch das Kühlaggregat der 60 Zentimeter starken Wände. Deswegen dauert es ein paar Tage bis wirklich Wärme entsteht. Wir ist es wohl, wenn es wirklich kalt ist hier? Dieser und der letzte Winter wartete ja mit teils frühlingshaften Temperaturen auf. Zumindest tagsüber. Nachts ist wenigstens einigermaßen stabiler Frost. Die Tage sind sonnig und klar. Gegen halb drei schon verschwindet die Sonne hinterm Berg, den sie im Lauf des Tages nur knapp überscheint.

Wir müssen Bäume fällen, Eschen und Kirschbäume, die nicht tragen, sondern sich nur vermehren wie Insekten. Davon haben wir mehrere Nutzen. Es wird lichter ums Haus und nach etwa zwei Jahren auch im Ofen. Das ist für uns alles ziemlich bedeutend, wenngleich wir auch gern verstehen, dass es eigentlich völlig bedeutungslos ist. Wenn wir diese lebenswichtige Bedeutungslosigkeit zulassen können, die Bedeutungslosigkeit zwischen abgefressenem Rosenkohl, abgesägten Kirschbäumen und angezündetem Ofen, dann sind wir da. Hier in L’Aramu.