Geht es langsam los?

Lärm, denn wo gehobelt wird, …

In Macra gibt es einen Bürgermeister. In Acceglio auch und auch in vielen anderen Kommunen, ja eigentlich in allen. Valerio heißt der Bürgermeister von Macra. Er ist ein wunderbarer Mensch. Weltgewandt, aufgeschlossen und äußerst enthusiastisch. Er mag Neuankömmlinge. Ganz besonders, wenn sie ihren Wohnsitz in Macra anmelden und die Bevölkerungsexplosion anheizen. Macra hat 2023 einen Bevökerungszuwachs von fünf Prozent zu verzeichnen. Das ist enorm, denn eigentlich nimmt die Bewohneranzahl seit Jahrzehnten kontinuierlich ab. Seit den 1950er Jahren hat die Bewohneranzahl im Valle Maira teilweise um 100% abgenommen, im Schnitt wahrscheinlich um mehr als 80%. Aber zurück zum Thema.
Straßenbau in Aramola.
Die Zuwegnung nach Aramola ist gelinde gesagt etwas abenteuerlich. Die „Hauptstraße“ ist etwas vernachlässigt worden und nicht, wie in der bekannten Kartensofware verzeichnet, mit dem Auto zu befahren. Ja, selbst mit dem Mountain Bike muss man einigermaßen sportlich sein, um sie ohne Abzusteigen flüssig befahren zu können. Verlässt man den Ort richtung Osten muss man schon ein ziemlich geübter Sportler sein um nicht die Vorteile eines Helms erfahren zu müssen.
Diese kleinen Kommunen bekommen auch immer wieder Geld zugeteilt, um die Infrastruktur verbessern oder erhalten zu können. Dabei geht es um die Wasserversorgung in Form von Brunnen, ja auch um Backöfen, die das ganze Dorf genutzt hat und natürlich auch um Straßen. Um den Brunnen haben wir uns selbst gekümmert, der Backofen kommt später dran, die Straße wurde jetzt teilweise saniert und verbreitert. Das ist immer auch zwiespältig, in unserem Fall überwiegt allerdings bei Weitem die Freude über die Entwicklung des teilweise verfallenen Dorfes. Wir hatten das Vergnügen, zwei Wochen lang, Straßenarbeiten im Gebirge verfolgen zu dürfen. Aus Kastanienstämmen und ein paar Eisenstiften wurde eine Befestigungswand an der verbreiterten Zuwegung gebaut. Das Bauunternehmen aus dem Tal hat mit Leidenschaft nicht nur perfekte Arbeit geleistet, sondern auch noch dem Wunsch der Frau entsprochen und den Flieder versetzt und am Ende in die Holzstützwand heimische Wildpflanzen und Kräuter gesetzt. Hier geht es also eindeutig nicht nur um Bauarbeiten, es geht auch um Liebe zur Heimat und um Leidenschaft. Wir sind entzückt und dankbar. Dankbar den Arbeitern und Freunden, dankbar Valerio und der Kommune, die das Projekt unterstützt haben und dankbar Enrico, der das initiiert hat. Wir hoffen, dass wir was zurückgeben können. Irgendwann im Jahr 2026, wenn wir Steuern bezahlen und die vielleicht ein bisschen helfen können, Infrastruktur in anderen verlassenen Dörfern zu reparieren. Geben und Nehmen, das ist gelebte Gemeinschaft. Auf diese Weise erhöht sich die Attraktivität der Dörfer und die Lebensqualität hier. Vorsichtig, im Kontext der Geschichte der Orte und nichts Künstliches aufsetzen. Das ist nicht immer einfach, wir möchten uns aber immer daran erinnern. Auch aus Dankbarkeit, dass wir hier leben dürfen. Als Ausländer.